• Settings! Frische Settings!! – Minipolesia – In einem Teich bei Tschernobyl
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Settings! Frische Settings!! – Minipolesia – In einem Teich bei Tschernobyl
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Wir stellten uns die Frage, was man denn alles Schönes mit Supers! anfangen könnte und hatten ein kleines Problemchen: Wir hatten so verdammt viele Ideen, was man denn machen könnte, dass wir nicht wussten, wohin damit. Wir haben nicht vor, Euch unsere Ideen vorzuenthalten. Warum auch? Wäre ja schade drum. In regelmäßigen Abständen werden wir hier auf der Homepage »Teaser« für weitere Supers!-Settings veröffentlichen. In Struktur und Umfang entsprechen diese ungefähr den Setting-Kapitelchen im GRW.

Kleiner Disclaimer darüber, was das hier NICHT ist:

  • Ein Publikationsplan für irgendwelche Hefte oder Bücher.
    Dazu sind unsere Pläne und Ideen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nämlich noch zu sehr im Fluss. Seht die ganze Teaser-Sache daher eher als „Die Supers!-Jungs werfen komisches Zeug an die Wand und gucken mal, was kleben bleibt“ und nicht als „Das kommt alles noch – in Farbe, Bunt und mit Fünfhundertmarkschein als Lesezeichen in jeder Ausgabe!
  • Eine vollständige Liste aller kommenden Teaser und Produkte.
    So ein, zwei bis drölfzig Ideen haben wir noch, die aber noch nicht so spruchreif sind, dass wir hier in diesem Artikel schon drüber schreiben.

Minipolesia – In einem Teich bei Tschernobyl

von Werner H. Hartmann

 

»Wir setzen unsere Erkundung des großen südlichen Erzriffs fort. Der Großteil der internen Kavernenstruktur wurde bereits erfolgreich kartografiert und ich bin zuversichtlich, dass wir unser Projekt abschließen werden, bevor die gegenwärtige Kälteperiode endet. Begegnungen mit den aggressiven staatenbildenden Facettenaugen, von denen in den alten Aufzeichnungen immer wieder die Rede ist, sollten sich also vermeiden lassen. Kurz vor Ende der vierten Oktode beobachten wir allerdings massive Leuchterscheinungen am südwestlichen Himmel, die von ungemein starken Ausschlägen der Akustikbänke begleitet werden. Diese Ausschläge haben seitdem noch an Intensität gewonnen und nach einer eben erfolgten schweren Erschütterung des gesamten Riffs habe ich die Illuminator bis auf weiteres in einer geschützten Bodenregion der Kaverne geparkt. Berichte über vergleichbar starke akustische Zwischenfälle scheint es in den Archiven der Flotte bisher nicht zu geben, daher plane ich bei einem Andauern des Phänomens für die siebte Oktode ein Verlassen der Kaverne um die Verhältnisse unter freiem Himmel näher zu untersuchen.«

FFE-03 Illuminator – Logbucheintrag 779-5

Eintrag Kapitän Baertimer

Chrononorm 134L-3092S-Ok3/2/5/6/1/3/4/2

 

In einem nicht besonders großen, nicht besonders schönen Teich lebte einst neben vielen kleinen Fischen, Fröschen, Würmern und Wasserflöhen auch allerlei noch viel kleineres Getier – und nur wenig kleines Getier war noch kleiner als die Bärtierchen in diesem Teich. Nun lag der Teich aber an einem Ort namens Tschernobyl und ein wenig hinter der großen Trauerweide, deren Schatten den Teich im Sommer kühl hielt, hatten die Menschen ein riesengroßes Gebäude errichtet, um Energie für all ihre vielen Maschinen und Computer zu erzeugen. Eines Tages aber gab es dort einen gewaltigen Knall und eine große Explosion zerstörte das Gebäude, so dass die Menschen allesamt so weit fort liefen wie sie nur konnten. Zurück blieb nur eine unsichtbare, aber furchtbar giftige Wolke, die alles Land in der Nähe einhüllte, bis sogar einige Menschen, die nicht schnell oder weit genug fortgelaufen waren, aber auch einige Tiere und sogar Pflanzen durch die Wolke krank wurden – aber nicht so die Bärtierchen in dem Teich unter der Trauerweide! Denn von allen großen, kleinen und kleinsten Tieren auf der Welt gehörten Bärtierchen schon immer zu denen, die stets gesund und munter blieben und sich weder durch Hitze, Kälte, Gift oder Krankheit davon abbringen ließen. Auch diesmal merkten die Bärtierchen daher zunächst nichts von den Ereignissen hinter der Trauerweide – obwohl selbst die Weide einige Blätter durch das Gift der Wolke verlor. Aber selbst mit den Bärtierchen geschah etwas, denn sie das Gift machte sie nicht krank oder schwach, sondern drang tief in die kleinen Körper ein und veränderte sie nur so wenig, dass diese Veränderung erst an ihren Kindern sichtbar wurde. Denn von da an und für lange Zeit wurden die Kinder der Bärtierchen stets etwas größer und klüger als es ihre Eltern gewesen waren, bis sie schließlich mehr als dreimal so groß und unvorstellbar viel klüger als ihre Ur-Ur-Urgroßeltern wurden! Während aber Menschen und große Tiere sehr langsam leben und viele Jahre vergehen, bis aus Kindern Erwachsene werden, die wiederum Kinder bekommen, so verläuft alles im Leben solch klitzekleiner Wesen wie den Bärtierchen weit schneller – so schnell sogar, dass Dinge, für die bei Menschen viele Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte vergingen, bei den Bärtierchen im Teich schon nach Wochen oder Monaten erledigt waren. Damit wurden die Bärtierchen zu den immer noch winzigen, aber ungemein klugen Bärties, die nicht nur rasch erste Werkzeuge erfanden, sondern im Verlauf weniger Jahreszeiten ihre ganze eigene Version der Steinzeit, gefolgt von Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit durchliefen und schließlich sogar Dinge wie Dampfmaschinen und Elektrizität entdeckten. Endlich verlief die Entwicklung der Bärties so schnell, dass sie die Menschen sogar überholen konnten. Heute leben die Bärties in glänzenden Städten und Dörfern, die jeweils von einer transparenten, nahezu unzerstörbaren Sphäre aus Carboglass umgeben sind. In und um den großen Teich, in dem ihre Vorfahren entstanden leben gegenwärtig fast 50 Millionen Bärties – und davon allein die Hälfte in der prächtigen Hauptstadt Minipol am tiefsten Punkt des Teichs. Aber obwohl die Sphäre um Minipol gewaltige 3 Meter Durchmesser aufweist, würde es menschlichen Taucher sehr schwerfallen, sie in dem trüben Gewässer zu entdecken, da nur der oberste Pol der Sphäre überhaupt sichtbar ist und dreiviertel der Millionenmetropole tief im Schlick am Boden des Teiches vergraben liegen. Im Gegensatz dazu sind die Sphären der Kleinstädte und Dörfer anderswo im Teich oder in der Nähe des Ufers geradezu winzig und würden auf Menschen auf den ersten Blick fast wie alte Schneekugeln wirken, die jemand im Wasser, unter einem Busch oder zwischen einigen dicken Wurzeln vor langer Zeit verloren hat. Während aber die Menschen schließlich mit der Erforschung des Weltalls und des eigenen Sonnensystems begannen – und damit noch nicht sehr weit gekommen sind –, haben die Bärties nun beschlossen, nach der gründlichen Erforschung ihres Teiches auch die gewaltige Welt dahinter und darüber hinaus zu erkunden und zu bereisen! Dazu haben sie einen neuen Typ gewaltiger Flubos – Flug-Uboote – gebaut, in denen jeweils bis zu 400 Bärties unter dem Kommando ihrer besten Wissenschaftler und Entdecker in Regionen des Planeten vorstoßen werden, die nie zuvor ein Bärtie gesehen hat. Das wirklich besondere Merkmal dieser Flubos sind aber die zwei mächtigen Centobots in ihrem Haupthangar: enorme Roboter, die von bis zu vier Bärties gesteuert werden und fast 100mal so groß wie ein einzelnes Bärtie sind, so dass sie problemlos mit den gigantischen Tieren, Pflanzen und menschlichen Artefakten in der Welt weit außerhalb des Teichs umgehen können!

 

Mediale Vorbilder

Zu den Inspirationsquellen und Vorbildern gehören Comics wie Les Petits Hommes (Albert Desprechins, Mittéï, Pierre Seron), Romane wie The Nome Trilogy (Terry Pratchett) und The Borrowers (Mary Norton),  Videospiele wie Pikmin sowie TV Produktionen wie Star Trek, Seaquest DSV, die “Ice Age” Episode aus Love, Death & Robots und die Episode “The Genesis Tub” aus The Simpsons Treehouse of Horror.

Wie realistisch soll es sein?

Obwohl Minipolesia eine offensichtlich alles andere als realistische Welt präsentiert, in der mikrobielle Lebensformen plötzlich Intelligenz erlangen und eine hochtechnische Zivilisation gründen, so liegt der Focus des gesamten Szenarios doch in der wissenschaftlichen Erkundung und Erforschung der Welt. Bei dieser weitgehend unbekannten Welt handelt es sich nur eben nicht um die Tiefen des Ozeans, die Weiten des Sonnensystems oder gar die grenzenlosen Räume der Galaxis, sondern nur um die Umgebung eines kleinen verwilderten Parks in einer radioaktiven Geisterstadt namens Pripyat. Wichtig ist hier aber vor allem eine positive Haltung zu den Wissenschaften und die Betonung der Wunder und Risiken der uns umgebenden Natur. So sollte es durchaus regelmäßig darum gehen, im Rahmen eines Abenteuers etwa die Bedeutung von Bienen und anderen Fluginsekten für die Entwicklung und Verbreitung von Obstbäumen und anderen Blühpflanzen zu thematisieren, das eigenartig rhythmische Verhalten des Mondes zu erklären oder darauf hinzuweisen, wie problematisch Plastikabfälle und daraus entstehendes Mikroplastik für lebende Organismen sind. Dennoch soll es immer um spannende und auch durchaus gefährliche Herausforderung gehen – und da kann es nur hilfreich sein, dass die Bärties schon von Natur aus mindestens so hart im Nehmen sind wie jeder tollkühne Raumschiffkapitän oder Wissenschaftsoffizier aus Film und Fernsehen!

Wieviel Kontinuität hätte ich gerne?

Minipolesia ist wie seine TV-Vorbilder vor allem für episodenhafte Geschichten und Kurzabenteuer gedacht, in denen die Protagonisten dem „Problem der Woche“ begegnen und dieses möglichst nicht nur bewältigen, sondern dabei im Idealfall auch noch etwas neues lernen.

Wieviel Macht haben Übermenschen?

Die Bärties sind definitiv keine Menschen, aber abgesehen von ihrer ungeheuren Fähigkeit, selbst härteste Umweltbedingungen zu überleben, sollten sie hier keineswegs als Übermenschen oder Superhelden erscheinen. Die Besatzungen der Flubos bilden eine gewisse Elite, aber sie sollten diesbezüglich eher wie klassische Actionhelden im Stil von Spezialagenten, tollkühnen Entdeckern, Elitesoldaten, Glücksrittern und tapferen Astronauten und Seefahrern dargestellt werden, die sich fest auf der Ebene von Groschenromanhelden bewegen.

Wieviel Schwarz-Weiß hätte ich gerne?

Grundsätzlich sollte die Gesellschaft der Bärties als moralisch integer und hochzivilisiert verstanden werden, in der es zwar natürlich auch Streit, Meinungsverschiedenheit und einige weniger anständige Individuen geben dürfte, in der aber insbesondere die Mannschaften der Flubos klar als „die Guten“ wirken. Derweil zeigen die Entdeckungen der Flubos häufig die schrecklichen Auswirkungen von Gier, Hass und Ignoranz der „Bipedalonten“ – der rätselhaften Fleischberge der Menschen – auf ihre Umwelt und sogar auf sich selbst!

Gibt es eine oder mehrere Quellen ihrer Macht?

Die einzige „Machtquelle“ der Bärties ist ihre überlegene Technologie und Wissenschaft, welche allerdings weit davon entfernt ist „ununterscheidbar von Magie“ zu werden. Streng genommen sind die Bärties selbst jedoch durch eine üblicherweise für Superhelden reservierte Art von sehr fantastisch gehaltener „Super-Mutation“ entstanden.

Wie hat die Existenz von Übermenschen die Welt verändert?

Durch die extreme Mutation und anschließend beschleunigte kulturelle Entwicklung der Bärties ist buchstäblich nichts mehr so in ihrem kleinen Teich wie zuvor, also vor rund 40 Jahreszyklen. Aber aus der Sicht der Bärties entspricht dies nur dem natürlichen Verlauf ihrer Geschichte – ebenso wie sie uns für unfassbar träge Wesen halten, da ihr Zeitempfinden gut 300-mal so schnell wie unseres verläuft, so dass ihnen schon 1 „menschliche“ Sekunde wie 5 Minuten erscheint und zwischen zwei Vollmonden das Äquivalent von Jahrzehnten verstreicht!

Welche Konsequenzen hat das Tun der Charaktere?

Die Bärtie SCs sind nicht nur Teil einer modernen und komplexen Gesellschaft, gegenüber deren Regeln, Gesetzen und Institutionen sich jeder Bärtie zu verantworten hat: Als leitende Mitglieder der Besatzung eines Flubos erforschen sie nach und nach die – bisher überwiegend weiße – Weltkarte ihres Volkes und tragen mit ihren Entdeckungen täglich zum Fortschritt und Erhalt ihr Zivilisation bei. Dieser Fortschritt könnte sich dabei als geradezu lebensnotwendig erweisen, sollten diejenigen Wissenschaftler der Bärties recht behalten, die inzwischen annehmen, dass es früher oder später notwendig werden könnte, diesen Planeten dauerhaft zu verlassen, da sie glauben eine zwar bisher nicht erklärbare, doch möglicherweise fatale fortschreitende Erhitzung der Atmosphäre festgestellt zu haben!

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